Hublift angezählt!

Die Fakten in Kürze zum Hublift im ICE 3neo

  • Eines vorweg: Ein Lift im Zug ist nix als ein fauler Kompromiss! Die einzige Lösung: ein niveaugleicher Einstieg.
  • Der Hublift im ICE 3neo ist schlecht, aber besser als jener im ICE4 (wohlgemerkt: das ist kein Kunststück…)
  • „Besser“, da einfacher und schneller zu bedienen für die Bahnmitarbeitenden (und voraussichtlich ohne zu einem Zugausfall zu führen)
  • Insgesamt ist der Lift im ICE 3neo zu schmal, zu kurz und auch noch gefährlich: Zum Bahnsteig hin gibt es nur einen Kantenschutz, aber keinen „Kippschutz“ / kein Geländer (und das, obwohl er zusätzlich eine Neigung zum Bahnsteig hin hat. Warum nur? Wenn, dann sollte er nach vorne, also in den Zugraum abfallen; bei Fahren des Lifts geht dieser nicht nur nach oben, sondern auch seitlich nach vorne, was eine zusätzliche, nicht ungefährliche Rückwärtsbewegung verursacht). Mit Hilfsmitteln über den Rollstuhl hinaus (Swisstrack, Adaptivbike, …) kann er nicht genutzt werden.
  • Weiteres: Der Lift darf nur alleine genutzt werden – selbst dann, wenn eine assistierende Person gebraucht wird!
  • Das Beste mit Blick in die nähere Zukunft: Bald müssen sich Rollstuhlnutzende nicht vorher anmelden, wenn Sie mit einem ICE 4 oder einem ICE 3neo reisen! Sie können hinkommen zum barrierefreien Wagen, dort klingeln und auf ein Einlass hoffen – ganz spontan. Ein echter Lichtblick.
  • Das „andere“ Beste: In neuen Zügen (wie dem ICE L) und allen Neuentwicklungen (z.B. HGV 3.0) hat der Lift ein für alle mal ausgesorgt. Es gilt die Maxime: niveaugleicher Zugang. Das ist der Einstieg in den Ausstieg von Stufenzügen!

Und hier noch ein bisschen Prosa:

Tja, was sollen wir sagen… Hublift und Rampen sind oldschool, die Zukunft ist stufenlos UND niveaugleich! Im englischsprachigen Raum heißt es „level-boarding“. Und was macht die Deutsche Bahn und Siemens? Sie bauen noch immer Züge mit Stufen, ob im ehemaligen Flaggschiff ICE4 oder im neuen Vorzeigezug ICE 3neo. Ein Trauerspiel in unfassbar vielen Akten. Fast ohne Perspektive!

Und das Verkehrsministerium stellt sich hin und fabuliert was von neuer Barrierefreiheit. Sogar von Inklusion auf der Schiene war die Rede bei der Premierenfahrt des neuen ICE am Montag in Frankfurt. Wow, da bedarf es schon einer Menge Chuzpe sich hinzustellen und diese Falschinformation mit stolz geschwollener Brust zu verkünden.

Ach ja, um das Wichtigste noch mal aufzugreifen: Wir wollen einfach so in den Zug rein und wieder raus. Also nix mit Lift, egal wie angeblich gut das Ding funktioniert. Wir wollen barrierefrei, also OHNE fremde Hilfe in den Zug. So richtig schwer zu begreifen sollte das nicht sein. Zum Glück bringt der ICE-L aus dem Hause Talgo den Paradigmenwechsel: Endlich wird auf Niederflur gesetzt. Zwar nur auf wenigen Strecken und in minimaler Stückzahl, aber immerhin. Und auch für neu zu entwicklende Züge im Hochgeschwindigkeitsbereich gilt das Prinzip eines autonomen Einstiegs. Jedenfalls als „Absichtserklärung“ – wir dürfen gespannt sein, ob die Bahn künftig zu ihrem Wort steht.

Screenshot: Für die Beschaffung einer neuen Generation von Hochgeschwindigkeitszügen (Arbeitstitel HGV 3.0), welche sich aktuell noch in der Vorprojektphase befindet, ist es die klare Absicht der DB, für den Zustieg von Rollstuhlfahrern eine niveaugleiche und autonom nutzbare Lösung für unsere Regelbahnsteighöhe 76 cm zu erreichen. Festlegungen zu bestimmten Fahrzeugtypen gibt es noch nicht, entsprechende Machbarkeitsanalysen bzw. zusätzliche Zielsetzungen z.B. zu Innenraumkonzepten und deren Lösungsmöglichkeiten werden in den kommenden Jahren im Kontext des Beschaffungsprojektes erarbeitet.
Screenshot aus „Das 4. Programm zur Barrierefreiheit der Deutschen Bahn AG“

Bahn-Admin

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert