Der normale Bahnsinn

Es muss nicht gleich Indien sein wie im Bild oben: Einmal Potsdam Bayreuth und zurück – da kannste schon was erleben als Rollstuhlnutzender…

Was ging nicht?

  • Kein Klo: (Einziges) WC im ICE defekt
  • Kein Servicepersonal vor Ort in Coburg; Ausstieg händisch
  • Kein barrierefreier Sitzplatz (Fluchtweg blockiert)
  • Verspätung wegen Signalstörung mit Folge: bei Ankunft in Potsdam kein Servicepersonal mehr vor Ort

Im Detail

Die folgende Zuschrift kommt von Jan – Danke!

Hin

Ich bin am 03.07.21von Potsdam HBF nach Bayreuth HBF mit dem Handyticket G1967V als Rollstuhlfahrer gereist. Im ICE 93 war das Behinderten WC außer Betrieb.

Ich habe diesmal die Hilfeleistung am 29.06.21 telefonisch bei der MSZ angemeldet. Der Servicemitarbeiter der MSZ informierte mich das laut der Datenbank der MSZ in Coburg der Aufzug Gleis 4/5 außer Betrieb ist und ich daher mit meinem Handyticket G1967V mit dem ICE 93 bis Nürnberg fahren soll. Der Mitarbeiter der MSZ wollte mir aber auch nicht schriftlich bestätigen das die Aufzüge in Coburg Gleis 4/5 defekt sind und ich daher über Nürnberg HBF fahren soll (siehe Reservierung V-01087030).

Daraufhin habe ich in der App Bahnhof live selbst nachgeschaut. Die APP Bahnhof live sagte aus das all Aufzüge im Bahnhof Coburg funktionieren. Daraufhin informierte ich die MSZ per Mail erneu und bat eine Reservierung mit Umstieg in Coburg (Reservierung V-01087326).

Mit Einfahrt des ICE 93 in Coburg stellte ich fest das kein Servicepersonal von DB Stadion und Service und auch kein Hubgerät in Höhe des Wagen 22 standen. Dies hatte natürlich einen Grund. DB Stadion und Service hat einfach einen Mitarbeiter von Arbeiter Samariter Bund (ASB) Coburg beauftragt. Der Mitarbeiter vom ASB Coburg hat noch keine Einweisung in die Bedienung des Hubgrätes erhalten. Das hatte zur Folge das ich im Rollstuhl sitzend zusammen mit dem Zugbegleiter des ICE 93 und dem Mitarbeiter über die normalen Treppen des ICE 93 durchgeführt wurde Am Ende der Aktion sollte ich dem Mitarbeiter vom ASB noch eine kurze Einweisung in die Bedienung des Hubgerätes geben. Was ich natürlich gerne gemacht habe obwohl es eigentlich meine Befugnisse bei weitem übersteigt. Nach meinem Kenntnisstand dürfen die Hubgeräte nur durch eingewieses Personal von DB Stadion und Service bedient werden.

Und zurück

Ich bin am 04.07.21 von Bayreuth HBF nach Potsdam Hbf mit dem Handyticket G1967V gereist. Im RE 3489 habe ich für mich und meinen Rollstuhl kein barrierefreien Sitzplatz vorgefunden. Da ich mir mit Fahrrädern den geringen Stellplatz teilen musste. So stand ich im RE 3489 im Fluchtweg oder auf den Gelbmarkierten Flächen die eigentlich für den Evakuierungsfall freigelassen werden sollen

Der RE 3489 hatte auf Grund einer Signalstörung dann in Bamberg ca. 60 Minuten Verspätung. Daraufhin habe ich den ICE 704 nicht mehr erreichen können. So habe ich Berlin HBF erst mit dem ICE 502 um21: 29 erreichen können.

Das hatte für mich zur Folge das ich erst mit der S 7 um 22:22 Uhr in Potsdam Hbf eingetroffen bin. In Potsdam HBF ist das Servicepersonal aber nur bis 22:00 Uhr vor Ort. Das hatte für mich zur Folge das ich mich erstmal orientieren musste wo in Potsdam der Fahrstuhl sich befindet. als ich das nach einer Zeit gecheckt hat Standen mehre Fahrräder am Aufzug und mussten unbedingt den Aufzug nutzen. Ich hatte nicht mehr die Kraft die Leute anzusprechen und zu bitten mich vorzulassen.

Was tun?

Klar – sich beschweren und den Missstand öffentlich machen!

Zum Beispiel hier:

Schlichtungsstelle des Bundes (BGG) 

Schlichtungsstelle für den öffentlichen Personenverkehr (söp) 

Was auch geht: Schmerzensgeld einfordern! Das geht direkt bei der Bahn oder hier:

refundrebel.com/entschaedigung-bei-bahn-barrieren

Foto: Photo by JK on Unsplash

Bahn-Admin

3 Replies to “Der normale Bahnsinn”

  1. Die Tickets werden teurer, der Service – insbesondere für Gehbehinderte/Rollstuhlfahrer – schlechter bis gar nicht vorhanden!
    Die Bahn wirbt für …., ABER tut nichts, um die Barrierefreiheit zu sichern und zu gewährleisten 😡😤
    M. E. sollten alle Betroffenen alles von der Bahn einfordern, was einzufordern ist!
    Von Schmerzensgeld angefangen bis „alles, was finanziell eingefordert werden kann „!
    Es muss irgendwann anfangen der Bahn weh zu tun!
    Je mehr das machen, desto eher wird sich (hoffentlich!!!) was ändern.
    Lasst euch bei den Anträgen helfen.
    Schüttet, nein, müllt die Bahn zu mit Schadensersatzforderungen!

  2. Leider ist das Beschwerdeverfahren ein papierloser Zahntiger. Die DB verweigert sich mit einem modernen „Schadensmanagement“ und verzögert das Verfahren durch Schuldabweisung. Die Rechte sind nur über den Rechtsweg einklagbar.

    1. Sehen wir grundsätzlich so wie Du, lieber Rolf – und doch auch etwas anders. Denn die Bahn argumentiert mit den Worten: Es beschwert sich niemand! Das wollen wir natürlich ändern. Wer den Rechtsweg nicht einschlagen möchte und dennoch „schnell“ und unbürokratisch zu einer Entschädigung kommen möchte, den Leuten empfehlen wir: https://entschaedigung-bei-barriere.de/ (von refundrebel).

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