Hey liebe Bahn, was soll das? Jetzt seid ihr zu weit gegangen. Reisende mit Behinderung beschweren sich seit Jahren wie bolle, mahnen Änderungen an und bemühen sich, euch in Richtung Barrierefreiheit zu bewegen und zu vermitteln: Barrierefreiheit ist nicht nur ein Wort mit sechzehn Buchstaben.
Und nun lasst ihr einen jungen Menschen quasi am Bahnsteig zurück – angeblich, weil er nicht angemeldet ist. Warum überhaupt eine Anmeldung bei der Bahn? Weil Justus einen Rollstuhl nutzt und eure Züge nicht barrierefrei sind. Der Witz ist: Die Reise wurde sehr wohl angemeldet; die Dokumente liegen der Redaktion vor. Aber scheinbar ging irgendwo was schief. Wo genau in diesem (leidigen) Anmeldeprozess was hakte, wird sich noch zeigen.
Aber im Ernst. Die Deutsche Bahn vermag es nicht, einen Jungen samt Rollstuhl in den Zug zu helfen und – nach einem Umstieg – am Zielbahnhof wieder hinaus zu helfen? Da darf mensch sich schon fragen, in welcher Branche das Unternehmen unterwegs ist. Es sind doch die, die auf Mobilität machen, oder?
Mal ein paar kurze Fakten zum Verdauen:
- Es geht um eine Klassenreise (ihr wisst schon: Klasse fährt zusammen weg wegen was gemeinsam erleben und so)
- Die Schule informiert die Mobilitätszentrale (MSZ) drei Wochen im voraus – es soll ja nichts schiefgehen
- Justus kommt eine Stunde vor Abfahrt mit seiner Mutter am Bahnhof an (soll ja nichts schiefgehen, siehe oben)
- Doch Bahnmensch informiert: Uns liegt keine Anmeldung vor!
- Resultat nach einer Stunde Diskussion und einigem an Hin und Her: Kind kann nicht mit! In Erfurt muss eine Treppenraupe eingesetzt werden; ob da dann Personal zugegen ist, könne niemand sagen.
Wohl gemerkt: Erfurt – die Landeshauptstadt von Thüringen! Eine Großstadt mit über 200.000 Leuten in Deutschland…
Heute Klassenfahrt. Kind wurde mit Rolli von der @DB_Bahn nicht mitgenommen. Weil angeblich nicht angemeldet. Ich habe hier einen ewig langen Mails Erker aber im System war auch bei der MSZ nix zu finden. Ich habe im Auto auf dem Parkplatz nicht verschiebbar Termine bearbeiter 1/
— Hobi 📯 (@Hobi64844007) July 3, 2023
Die Eltern des Jungen entscheiden: Wir fahren selbst! Und machen sich auf den Weg, die 300 Kilometer mit dem Auto zurückzulegen.
Immerhin konnte der Rückweg gemeinsam mit der Klasse in der Bahn erfolgen.
Zwischenstand: Ein Beschwerdeschreiben liegt der Bahn vor. Sie hat sich bislang nicht zu dem Vorfall gemeldet.